Nationalrat beschließt einstimmiges Verbot von Konversionstherapien an Kindern und Minderjährigen
„Nach alledem blieb ich schwul, war aber dem Suizid nah“ – mit diesem Zitat eines Opfers von Konversionstherapien begann SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner heute die Debatte zum Verbot von „Homo-Heilern“ im Nationalrat. Nach Monaten der Diskussion wurde dort am Nachmittag Lindners Antrag zum Stopp dieser Praktiken an Kindern und Minderjährigen angenommen. Für Lindner markiert dieser Beschluss einen Meilenstein in der Gleichstellung der LGBTIQ-Community in Österreich:
„Zum ersten Mal seit der Einführung der Eingetragenen Partnerschaft vor genau zehn Jahren hat die Politik heute einen weitreichenden Beschluss zum Schutz von LGBTIQ-Personen in Österreich getroffen. Das ist ein wirklicher Meilenstein für die Gleichstellung in unserem Land!“
Seit Jahrzehnten zeigen Studien weltweit, unter was für furchtbare Folgen die Opfer von Konversionstherapien leiden. Die Konsequenzen können dabei von Depressionen, über dauerhafte Traumatisierungen bis hin zum Suizid reichen. Länder wie Malta haben diese Praktiken schon verboten, Deutschland und Großbritannien arbeiten gerade am Verbot. Als „ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit und die Menschenrechte“ bezeichnet der Weltärztebund solche Angebote. Lindner, der als einziger LGBTIQ-Abgeordneter im Nationalrat sitzt, betont: „Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sind niemals eine Krankheit und niemals etwas, das man ‚heilen’ kann. Mit dem heutigen Beschluss gehören all jene ekelhaften, schädlichen Praktiken endlich der Vergangenheit an, die versuchen etwas zu verändern, was nicht kaputt ist!“
Die deutsche „Bundesstiftung Magnus Hirschfeld“ geht für Deutschland von mindestens 1.000 Opfern von Konversionstherapie jährlich aus. Sie passieren oft in Familien und Kleingruppen, nicht nur durch Therapeuten, sondern auch durch Lebensberater, Coaches oder im Umfeld von Glaubensgemeinschaften – kaum ein Fall schafft es in die Öffentlichkeit. Der Beschluss des Nationalrats sendet für Lindner daher ein wichtiges Signal:
„Allen Kindern und Jugendlichen, allen Eltern und allen Familien hat die Politik heute klar gesagt: Genauso wie ihr seid, ist es richtig! Ich bin stolz auf alle Organisationen und AktivistInnen, die so lange für dieses Verbot gekämpft haben – und auf alle Abgeordneten, die heute Farbe bekannt und das richtige getan haben“, so Lindner abschließend.