Tolar: Scharfe Kritik an Schüssel wegen Aussagen zu § 209

Utl.: “Bundeskanzler Schüssel muss sich endlich öffentlicher Diskussion zum Paragraph 209 stellen statt dumme Unwahrheiten zu verbreiten”

31. 10. 2001 – Wien (SK) “Die gestrigen Aussagen des Bundeskanzlers zum § 209 zeigen einmal mehr seine Inkompetenz in dieser Frage. Schüssel soll sich endlich einer öffentlichen Diskussion zu dieser Frage stellen, statt gebetsmühlenartig dumme Unwahrheiten zu verbreiten”, empörte sich heute Günter Tolar, Bundesvorsitzender der SoHo (Initiative Sozialismus & Homosexualität) über die Aussagen des Bundeskanzlers beim gestrigen Reformationsempfang der Evangelischen Kirche. Tolar führte aus: “Beim menschenrechtswidrigen Strafrechtsparagraphen 209 geht es nicht um Kindesmissbrauch, der bekanntlich in anderen Paragraphen geregelt ist, sondern einzig um freiwillige Liebesbeziehungen unter Männern. Warum der Herr Bundeskanzler das bei seiner sonstigen angeblichen Intelligenz nicht begreift, ist mir unverständlich. Ich biete ihm aber hiermit gerne eine private Lesung zum Thema ‘Das österreichische Strafgesetzbuch, Abschnitt zehn, Sexualstrafrecht’ an.”

SoHo begrüßt offensives Eintreten der evangelischen Kirche für Homosexuellenrechte

“Umso mehr möchte ich der Evangelischen Kirche Österreichs und insbesondere Bischof Sturm für das unermüdliche Eintreten um die Rechte von Lesben und Schwulen danken”, erklärte Tolar und betonte: “Hoffentlich haben die Vertreter der katholischen Bischofskonferenz hier gut zugehört. Ich hoffe, sie überlegen es sich gut, ob sie bestimmten katholischen Fundamentalisten folgen und diskriminierende Schritte gegen die Katholische Aktion setzen.
Die SoHo erklärt sich jedenfalls so wie andere Homosexuellenorganisationen Österreichs solidarisch mit der Katholischen Männerbewegung und den zahlreichen Lesben und Schwulen in der katholischen Kirche, die keinesfalls ausgegrenzt werden dürfen.”

“Der Bundeskanzler knüpft mit seiner gestrigen Aussage zum §209 StGB jedenfalls nahtlos an seine politischen Kuriositäten der letzten Tage an. Da er die Neutralität für eine Mozartkugel hält und den Bundespräsidenten von privaten Informationsflüssen am Frühstückstisch abhängig machen will, möchte ich mir gar nicht ausmalen, was er sich zur Frage der Homosexuellenrechte so denkt. Wahrscheinlich, wie seine Aussagen zeigen, gar nichts”, stellte Tolar fest. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft, der Österreichische Bundesjugendring und der renommierte Kinderpsychologe Prof. Max Friedrich fordern jedenfalls seit zehn Jahren die ersatzlose Abschaffung des § 209 StGB. Abschließend erklärte Tolar daher: “Indem man eine Unwahrheit immer wieder wiederholt, wird sie noch lange nicht zur Wahrheit. Den Bundeskanzler, der zum § 209 ständig Wortfetzen in die Öffentlichkeit wirft, ohne sich den Gegenargumenten zu stellen, fordere ich daher zu einer öffentlichen Diskussion in dieser Frage auf. Herr Bundeskanzler, stellen sie sich endlich dieser Diskussion!”. (Schluss) ah/mp