Utl.: Grazer VP-Bürgermeister Nagl will Homosexuelle bekehren
21. 12. 2003 – Wien (SK) Empört zeigte sich Günter Tolar, Bundesvorsitzender der sozialdemokratischen Homosexuellenorganisation SoHo, über die schwulen- und lesbenfeindlichen Ausritte des Grazer VP-Bürgermeisters Siegfried Nagl. Im Steiermarkteil der “Presse” am Samstag erklärte Nagl, er weigere sich, “Homosexualität zur Normalität in unserer Gesellschaft” zu erklären”, und drückte seine “Hoffnung” aus, dass der Glaube vielleicht für diese Menschen dazu führen könnte, dass sie mit dieser Form des Zusammenlebens aufhören”.
“Derartige Aussagen sind für einen Bürgermeister der Europäischen Kulturhauptstadt Graz, die sich noch dazu als ‘Menschenrechtsstadt’ bezeichnet, einfach untragbar”, so Tolar am Sonntag gegenüber dem Pressedienst der SPÖ. “Solche Ansichten kennt man sonst nur aus dem Lager religiöser Fanatiker.” Damit werde auch die am 3. Juli 2003 vom Grazer Gemeinderat (gegen die Stimmen von ÖVP und FPÖ) beschlossene “Grazer Deklaration für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung” ad absurdum geführt: “Da ermutigt der Gemeinderat alle gleichgeschlechtlich liebenden Bürgerinnen und Bürger von Graz, ihr Leben angstfrei und würdevoll, selbstbestimmt und selbstbewusst zu führen, während der Bürgermeister dieser Stadt durch Homophobie glänzt und Lesben und Schwule ‘bekehrt’ wissen will. Hier wäre eine Entschuldigung wohl mehr als angebracht.”
Kurt Zernig, Landesvorsitzender der SoHo Steiermark, verweist darauf, dass Graz als “Stadt der Menschenrechte” sich. u.a. dazu verpflichtet habe, möglichst viele VerantwortungsträgerInnen im Bereich der Menschenrechte auszubilden: “Nachhilfestunden in Sachen Menschenrechte braucht da offensichtlich der Bürgermeister selbst.” Ihn über Diskriminierung von Homosexuellen aufzuklären, sei aber kaum möglich: “Seit zwei Jahren bemühen sich Lesben- und Schwulenorganisationen der Stadt vergeblich um einen Termin”, so Zernig abschließend. (Schluss) cs