17. 9. 2003 – Wien (SK) Den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, Nachmittagsbetreuung an den Schulen und Ganztagsschulen, das Recht auf Elternteilzeit sowie die Gleichstellung Homosexueller forderte am Mittwoch in einer Pressekonferenz die SPÖ-Plattform “Wir sind Familie”. Mitglieder der Plattform sind die SPÖ-Frauen, die Junge Generation in der SPÖ (JG) Initiative Sozialismus und Homosexualität (SoHo), die Kinderfreunde, der Pensionistenverband und die Volkshilfe. “Würde man nur fünf Jahre die Kindergartenmilliarde fortsetzen, könnte man den Bedarf an Betreuungsplätzen decken”, erklärte SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer. “Hätte man in den letzten drei Jahren den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze nicht verabsäumt, wären wir schon wesentlich weiter”, fügte SPÖ-Familiensprecherin Andrea Kuntzl hinzu.
Die Plattform ist sich einig, dass zwar Kinder vielfach von Paaren gewünscht werden, es aber an den Rahmenbedingungen scheitert. Auch die Absicherung junger Menschen sei mangelhaft. Prammer führte eine OECD-Studie an, aus der hervorgeht, dass Österreich in Europa in diesem Punkt an drittletzter Stelle stehe. “Die Jugendlichen hängen in Österreich mehr als in anderen europäischen Staaten in der Luft”, kritisierte Prammer. Die Bundessekretärin der JG, Andrea Katz, erklärte, dass zwar viele junge Menschen ein Kind wollen, “aber diese Regierung schafft keine Rahmenbedingungen”.
Prammer brachte erneut ihren Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Ankündigung der Bundesregierung, die Elternteilzeit einzuführen, vor. “Ich selbst habe zweimal einen Antrag auf Recht auf Teilzeit mit einem Rückkehrrecht auf Vollzeiterwerbstätigkeit vorgebracht und bin zweimal an den ÖVP gescheitert. Ich befürchte, mit den derzeitigen Ankündigungen wird den Frauen einmal mehr Sand in die Augen gestreut.”
SPÖ-Familiensprecherin Andrea Kuntzl betonte, dass alle Familienformen als gleichwertige Familienformen anerkannt werden sollen “und diese Initiative auch all jenen den Rücken stärken soll, die traditionelle Familienformen nicht leben, oder nicht leben wollen”.
Der Bundessekretär der SoHo, Raoul Fortner, griff die Forderung nach der Gleichstellung von homo- und heterosexuellen Paaren auf. Homosexuelle Paare sollten genauso heiraten können, wie heterosexuelle. Die immer wieder ins Spiel gebrachte Voraussetzung, Kinder zu kriegen, lässt er nicht gelten. “Paare, die 40 Jahre zusammen sind und keine Kinder haben, können auch heiraten – es geht hier doch nur um eine christlich-katholische Sexualmoral.”
Waltraud Witowetz-Müller, die Bundesvorsitzende der Kinderfreunde, erklärte, dass es für Kinder egal sei, ob sie in Mehr-Generationen-Familien leben oder in einer Patchwork-Familie. “Wichtig ist – und ich kann das nur immer wieder betonen – das Verhalten der Erwachsenen den Kinder gegenüber.” Witowetz-Müller sprach sich für einheitliche Qualitätskriterien für alle Kinderbetreuunseinrichtungen aus und forderte ein österreichweites Bundesrahmengesetz. Auch sei das Recht auf Kinderbetreuung adäquat einer Bildungsform anzusehen.
Kuntzl forderte weiters im Zusammenhang mit der Debatte um die Ganztagsschulen von Bildungsministerin Gehrer eine konkrete Initiative. “Der kleinste gemeinsame Nenner ist: es fehlt an Nachmittagsbetreuung.” Daher soll Gehrer einen Gipfel einberufen und auch Ländervertreter dazu einladen, um machbare Schritte zu setzen. “Ich kann mir eine Vielfalt an Angeboten vorstellen, von der Ganztagsschule bis hin zur Nachmittagsbetreuung an den Schulen”, betonte Kuntzl. Wichtig sei, “dass etwas getan wird”. (schluss) up
Hinweis: Die Homepage mit allen Infos, Sujets usw. zur Plattform “Wir sind Familie” ist unter www.wirsindfamilie.at