SPÖ-Bezirksvorsteher von Floridsdorf Ing. Heinz Lehner im Interview mit Bezirksrat Peter Traschkowitsch

 SPOE-Bezirksvorsteher von Floridsdorf Ing. Heinz Lehner im Interview mit Bezirksrat Peter Traschkowitsch Peter Traschkowitsch
• Zweiter stv. Landesvorsitzender der SoHo Wien
• Bezirksrat in Floridsdorf
• Umweltausschuss der Bezirksvertretung
• Finanzausschuss der Bezirksvertretung


BV Lehner: Welche (politischen) Erfahrungen hast du in deiner Funktion als langjähriger Bezirksrat in Floridsdorf und Zweiter stv. Wiener Landesvorsitzender der SoHo gemacht? Gibt oder gab es sachliche Berührungspunkte?

Peter: Wie du weißt bin ich seit über einem Jahrzehnt in der Integrationsarbeit tätig, ich kenne die Probleme, Nöte und Ängste der Menschen sehr gut. In den letzten drei Jahren war ich hauptberuflich in der Rechtsberatung und Sozialarbeit tätig, man sieht welche Probleme Menschen haben können und wie hilflos jede® einzelne dann ist. Oftmals genügt es dem Betroffenen zuzuhören, ihm vielleicht auch nur einige Ratschläge zu geben, in anderen Fällen ist ein „an der Hand nehmen“ des Einzelnen, ein Begleiten durch das „Problem“ notwendig. Wichtig ist aber in allen Fällen, dem Menschen zuzuhören und niemals den Bezug zur Basis zu verlieren. Einfach gesagt: Ich hasse es, wenn Hilfesuchende inkompetent behandelt werden und nicht die Hilfestellung erhalten, welche Notwendig wäre.

BV Lehner: Nachdem du dich innerhalb der SPÖ selbstverständlich als schwuler Mann bewegst und man dich seit vielen Jahren kennt, habe ich das Gefühl, dass du innerhalb der Partei Vorurteile gegenüber Homosexuellen – Kraft deiner Person – aufbrechen konntest.

Peter: Jeder von uns ist mit Vorurteilen behaftet und genauso so gab es innerhalb der SPÖ Vorurteile. Diese Vorurteile sind jedoch zu einem großen Teil aus Unwissenheit und falschen Informationen entstanden. Ich war stolz, dass ich mich geoutet habe und somit für alle klar war: Peter ist schwul, und hat noch jemand ein Problem? Dann ist´s seine persönliche Angelegenheit…..Viele GenossInnen haben mich natürlich zu meinem „schwul sein“ befragt und mit einigen ging man halt in ein Szenelokal Essen. Sich zu outen kann für den Einzelnen oftmals auf Ablehnung und Unverständnis stoßen; in den Kreisen der SPÖ wo ich mich bewege, war dies niemals der Fall. Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass ich in meinem dzt. Hauptberuf als Verwaltungsbeamter ebenfalls geoutet bin. Politik heißt auch zu tolerieren und akzeptieren, auch dies ist in unserer heutigen Gesellschaft und bei einigen PolitikerInnen nicht selbstverständlich. Ausgrenzung beginnt auch im Alltagsleben, im Büro, in der Schule, in der Bim….dieses Klischee, welche doch ein nicht unerheblicher Teil der Menschen mit Homosexualität verbindet, heißt es „aufzubrechen“. Schwul sein bedeutet nicht ein rosa Hemd zu tragen und mit dem hintern wackelnd durch die Bezirksvertretung zu stolzieren……Wir müssen in unserer täglichen Arbeit klarmachen, dass es lediglich ein anderer Ausdruck des Zusammenlebens ist, nicht mehr und nicht weniger. Bei allem was man jedoch als in der Politik tätiger vertritt, sollte „schwul sein“ alleine aber kein Grund sein in die Politik einzusteigen, vielmehr sollte dies „zwischen“ den Zeilen eine Rolle spielen. PolitikerInnen zu haben die sich als lesbischschwul deklarieren ist sicher für viele in der Community „fein“, um in der Politik was „weiterzubringen“ bedarf es jedoch schon lange nicht mehr homosexueller PolitikerInnen, wie wir als SPÖ bereits auf Bundes- und Landesebene gezeigt haben.

BV Lehner: Kannst du deine Erfahrungen als Mitglied des Umwelt- und Finanzausschuss des Bezirkes innerhalb der SoHo einbringen?

Peter: Natürlich! Die Teamarbeit in den Ausschüssen, das dadurch erworbene Wissen und die Verwaltungsabläufe innerhalb einer so riesigen Stadt. Man ist natürlich auch erste Ansprechperson im Bezirk wenn es um Fragen der Gleichbehandlung von Homosexuellen geht und deklariert sich damit auch automatisch als SoHo-Funktionär.

BV Lehner: Wenn du deine politische Zielsetzung als Floridsdorfer Bezirksrat in ein Wort fassen solltest, wie würde dieses Wort lauten?

Peter: Ein Wort ist ein bisserl wenig, du gestehst mir zwei Wörter zu Heinz:
„MENSCHLICH SEIN“.

BV Lehner: Wie ist dein Verhältnis zu den Mitgliedern der Bezirksvertretung; hattest du jemals das Gefühl „anders“ zu sein, bzw. anders behandelt zu werden?

Peter: Von meinem ganz persönlichen Empfinden her ausgezeichnet. Die BezirksrätInnen sehen sich als ein Team, die ihren Bezirksvorsteher – dich Heinz –versuchen, mit aller Kraft zu unterstützen. Bei gewissen Themen bin ich sicher auch nicht leicht im nehmen, dann wieder pingelig, in anderen vielleicht wieder zu hudliwusch, um im Dialekt zu bleiben……aber im Grunde versucht jeder in der Bezirksvorstehung sein bestes für den Bezirk und die Menschen zu geben. Bei meinen KollegInnen in der Bezirksvertretung hatte ich niemals das Gefühl „anders“ zu sein, schon gar nicht wurde ich nach meinem Outing anders behandelt.

BV Lehner: In Hinblick auf die kommenden Wahlen am 23. Oktober gibt es sicherlich Botschaften, die dir in deiner Doppelfunktion als Bezirksrat und SoHo-Funktionär wichtig sind. Wie lauten diese?

Peter: In Floridsdorf besitzt die SPÖ zwar die absolute Mehrheit; über ein „Plus“ würde ich mich natürlich trotzdem freuen, weil es zeigt, dass wir im Bezirk gut gearbeitet haben. Auch den Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bezirken wünsche ich einen Zugewinn, da es zeigt, dass wir gemeinsam auf dem richtigen Weg sind.

Auf Landesebene hat Wien gezeigt, dass sie in den letzten Jahren sehr viel für die LesbiSchwule- und Transgender-Community, sowie beim heißen Eisen „Integration“ weitergebracht hat und damit dem Bund vieles vorgezeigt! Die Menschen sind von unserer Arbeit überzeugt und dies wird sich am 23. Oktober auch zeigen!

Vielen Dank für das Interview!