„Die Arbeit muss zählen“
Harald Frimmel traf für XTRA! im „Katamaran“ des ÖGBam Wiener Handelskai SoHo-Vorsitzenden Peter Traschkowitsch zum Gespräch.
XTRA!: Peter, du bist Vorsitzender der SoHo, der Sozialdemokratischen Homosexuellen und Transgender Organisation. Seit wann gibt es die SoHo?
PT: Die SoHo gibt es als Initiative seit 1994 und seit 1999 als eigenständigen Verein und Vorfeldorganisation der SPÖ. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir junge und engagierte Genossinnen und Genossen gefunden haben und nunmehr – außer im Burgenland – in allen Bundesländern Landesorganisation vertreten sind; und das Burgenland „werma a no“ schaffen! 2008 wurde ich nach Günter Tolars Rücktritt Bundes- undWiener Landesvorsitzender, 2009 feierten wir unser 10- bzw. 15-jähriges Bestehen.
XTRA!: Welche Ziele verfolgt die SoHo bisher?
PT: Wichtigstes Ziel war für uns das EPG (Eingetragene Partnerschaft), woran wir sehr intensiv gearbeitet haben. Du weißt, dass die SPÖ bereits 2005 einen Antrag im Parlament eingebracht und damit eine Vorreiterrolle in Österreich übernommen hatte. Das EPG ist die erstmalige staatliche Anerkennung von lesbischen und schwulen Paaren in Österreich. Ja, ich hätte mir bei einigen Fragenwie Standesamt, Stief- und Fremdkind-Adoption und der damaligen Bindestrich-Frage, (mittlerweile vomVfGH aufgehoben!), mehr Offenheit von Seiten der ÖVP gewünscht.War nicht so, trotzdem ist das EPG ein Meilenstein.
XTRA!: Was sind die nächsten Ziele der SoHo?
PT: Unsere Ministerin Gabriele Heinisch- Hosek verhandelt derzeit mit dem Justizministerium über die Evaluierung des EPG. Wir wollen, dass die ÖVP endlich die Realität von Regenbogenfamilien anerkennt und sich nicht ständig hinter althergebrachten Familienvorstellungen versteckt. Es gibt SP-Parteitagsbeschlüsse zur Öffnung der Ehe, selbstverständlich nach einer Überarbeitung und Anpassung an das 21. Jahrhundert. Wir haben eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich des Themas Alter und Homosexualität annimmt, wozu auch bereits konkrete Ergebnisse vorliegen.
Wir konzentrieren uns auch auf dieThematik Arbeitnehmerrechte und Förderung der Zivilcourage in der Arbeitswelt, gemeinsam mit der FSG (Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter). Wichtiges Thema ist auch die EU-Richtlinie Diskriminierung außerhalb der Arbeitwelt, die wir gemeinsam mit den Schwusos von der SPD organisieren. Dazu gab’s kürzlich ein intensives Gespräch mit BundeskanzlerWerner Faymann.
XTRA!: Welche Angebote wird es hinsichtlich Altern & Homosexualität geben?
PT: Unsere Arbeitgruppe sieht da mehrere Bereiche: Auf der einen Seite muss jede/ jeder im Alter so leben können, wie er/sie möchte. Ob zu Hause, in einer selbstorganisiertenWG, im Pensionisten-Wohnhaus oder betreut-gemeinschaftlich. Aber auch das Thema Pflege beschäftigt uns intensiv: Soll es eigene Pflegeangebote geben oder nur temporäre Möglichkeiten dazu? Wichtige Fragen, wo wir drei wichtige Partner in der Arbeitgruppe haben. Und: es muss leistbar sein! Lesben, Schwule und Transgender Personen sind oft nicht Spitzenverdiener, obwohl das gerne so dargestellt wird. Gerade heuer, im EU-Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen, werden von unserer Seite mehrere Angebote vorgestellt.
XTRA!: Welche Meinung vertritt die SoHo zu den Regenbogenfamilien?
PT: Eine eindeutige: Endlich die Lebensrealität von Regenbogenfamilien anerkennen, d.h. Stief- und Fremdkind-Adoption ermöglichen. Familie ist dort, wo Kinder sind; da gibt’s nichts daran zu rütteln!
XTRA!: Welche Aufgaben hat sich die SoHo noch zum Ziel gesetzt?
PT: Arbeitnehmerrechte und Zivilcourage sind voranzutreiben. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen sich mehr trauen und dürfen nicht einfach den Kopf in den Sand stecken, wenn eine Diskriminierung oder Benachteiligung vorliegt.
Gewalt am Arbeitsplatz ist vielschichtig und vielfältig, dagegen muss man etwas unternehmen. Dazu gibt es die Arbeiterkammer und den ÖGB mit seinen Fachgewerkschaften, die ein hervorragendes Beratungsangebot anbieten. Ohne Gewerkschaften wären wir in der Antidiskriminierungspolitik nicht so weit. Bei AK und Gewerkschaften benötigt niemand ein „Premiumservice“, jeder wird immer bevorzugt und kompetent beraten.
Wir wollen auch die EU-Richtlinien zur Diskriminierung außerhalb der Arbeitswelt gemeinsam mit den Schwusos vorantreiben. Also nicht immer nur sudern, sondern einfach an Themen arbeiten! Die Transgender-Regelung befindet sich im Finale und könnte bis Mitte des Jahres in Kraft treten.
XTRA!: Wie wird es mit dem„Homo-Mahnmal“ weitergehen, gibt es Zusammenarbeit mit anderen Organisationen?
PT: Wir haben mit den „Grünen andersrum“ eine ausgezeichnete Gesprächsbasis und arbeiten gemeinsam daran, dass ein „Homo-Mahnmal“ bis 2015 steht. Tabus zum Thema gibt es keine; wir diskutieren Standorte, Gestaltung und Begleitprogramme. Ich bin sehr zuversichtlich, dass unser gemeinsamer Zeitplan passen wird.
XTRA!: Wie siehst du dich in der politischen Landschaft?
PT: Ich bin – wie viele wissen – Bezirksrat in meinem Heimatbezirk Floridsdorf, dort ist man grundsätzlich sehr nahe bei den Bürgerinnen und Bürgern. Die Arbeit muss zählen, unsere Inhalte und der Einsatz dafür. Jedes Vorstandsmitglied in der SoHo hat seine Fachkompetenz und sein Fachwissen. Man sollte nicht ständig als „Schwuler“ auf seine Sexualität reduziert werden. Einfach arbeiten, sich für Menschen einsetzen und nicht jammern, wie schlecht die Welt doch ist. Ich bin stolz, dass die SoHo sehr stark in die SPÖ eingebunden ist und sich auch in den verschiedensten Gremien der Parteivorstände einbringt.
XTRA!: Und selber?
PT: Tja, manchmal arbeite ich vielleicht etwas zu viel und sollte mehr auf meine Gesundheit schau’n.
XTRA!: Wie ist die SoHo aufgebaut?
PT: In eine Bundes- und acht Landesorganisationen; in Wien gibt es dazu noch zwei Sektionen und eine Jugendgruppe der Sozialistischen Jugend. Arbeitsgemeinschaften gibt es mit den SPÖ Frauenorganisationen, der FSG, den Jugendorganisationen, den Sozialdemokratischen Freiheitskämpfern und dem ASKÖ.
XTRA!: Was sind deine persönlichen Wünsche für die Zukunft?
PT: Es gibt unzählige Fortschritte in der Gleichstellung, SPÖ und SoHo arbeiten weiter daran. Wir müssen nur politisch realistisch sein…. In einer SPÖ- Alleinregierung oder zusammen mit den Grünen würden zwar viele „unserer Themen“ schneller erledigt werden, wissen wir doch! Aber dazu müssten auch mehr Lesben, Schwule undTransgender SPÖ oder Grün wählen. Es geht einfach darum, dass WIR – als Lesbe, als Schwuler, als Bisexueller, als Transgender Person, als Intersexuelle – eindeutige Signale gegenüber rechten Rülpsern, gegen homophobe und rassistische Tendenzen signalisieren. Also einfach beim Stimmzettel ausdrücken: „Halt, es ist genug damit!“.
Darüber hinaus würde ich mir mehr Zivilcourage aller wünschen. Aber wir sind auch stolz auf das Erreichte und drücken in unserer Gesellschaft ganz sichtbar Lebensfreude aus: Einfach mit einem Lächeln durchs Leben!
Danke für das Gespräch.
█ Harald Frimmel