Paragraf 209: Jarolim kritisiert “erbarmungswürdige Haltung” Schüssels

22. 8. 2001 – Wien (SK) Eine erbarmungswürdige und im höchstem Ausmaß ignorante Haltung in der Frage des diskriminierenden Paragrafen 209 StGB wirft SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim Bundeskanzler Schüssel vor, der im morgen erscheinenden “News” seine starre Haltung in dieser Frage bekräftigt. Schüssel sei offensichtlich einer “extrem konservativen und jede wissenschaftliche Erkenntnis ignorierenden Lobby verfallen” und huldige einem Gedankengut, das an die Inquisition erinnere, so Jarolim am Mittwoch gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.
Durch die Aufrechterhaltung des § 209 werde Österreich in Europa an die Grenze der Lächerlichkeit gedrängt. Eine parlamentarische Enquete zu diesem Thema sei bereits 1995 zu einem unmissverständlichen Schluss gekommen; aufgrund einer Regelung, die von allen Fachleuten als falsch und wirkungslos belächelt werde, würden homosexuelle Männer in Österreich noch immer ins Gefängnis wandern. Selbst Vizekanzlerin Riess-Passer vertrete in dieser Frage eine wissenschaftsnähere Haltung und lasse Schüssel daneben “noch älter” aussehen, so der SPÖ-Justizsprecher. (Schluss) ml