Österreichweit erste Stolpersteine für Homosexuelle

Zwink_Saghi_Feingold_Kerschbaumer_Lindner_DjundjaErfolgreiches Kamingespräch u.a. mit Marko Feingold

Am Mittwoch, 21. März, fand anlässlich der Verlegung der ersten Stolpersteine für homosexuelle Opfer des NS-Regimes eine hochkarätige Podiumsdiskussion statt.

Tausende homosexueller Männer wurden während der NS-Zeit verfolgt und verhaftet. Bis zu 10.000 überlebten die Konzentrationslager nicht. Homosexuelle wurden während der Regierung durch die Nationalsozialisten zu Staats- und Volksfeinden erklärt und ihre Verfolgung erreichte einen neuen, tragischen Höhepunkt.

Am 22. und 23. März werden die ersten “rosa” Stolpersteine Österreichs für Homosexuelle Opfer des NS Regimes in Salzburg verlegt. Paten sind die drei Organisationen – HOSI, SoHo und Grüne andersrum aus Salzburg. In der gestrigen Podiumsdiskussion wurde auf die strafrecht​liche Verfolgung, Deportation und Ermordung Homosexuel​ler in der NS Zeit aufmerksam gemacht.

Zu den Diskutant_innen zählten der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Marko Feingold, der Historiker Gert Kerschbaumer sowie GRin Ulrike Saghi.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation zwischen HOSI Salzburg, den Grünen Andersrum und der SoHo Salzburg durchgeführt.

„Mit der Stolpersteinverlegung wird die Aufarbeitung der NS-Gräueltaten, Homosexuellen gegenüber, ein Stück weit vorangetrieben“. sagt Josef Lindner, Obmann der HOSI Salzburg. „Bedenkt man die minimale Aufarbeitung des ‚offiziellen Österreich‘ homosexuellen NS-Opfern gegenüber, schockiert es nicht weniger, dass wir heute die ersten Stolpersteine Österreichs für sie verlegen können.“ so Lindner weiter.

Die inhaltliche Einführung in das Thema bekamen die ca. 50 Gäste durch Georg Djundja, Landesvorsitzender der SoHo Salzburg, Sozialdemokratische Homosexuellenorganisation: „Sich mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen ist der SoHo ein großes Anliegen. Vor 70 Jahren, in der Zeit des Nationalsozialismus wurden Homosexuelle auch in Salzburg verfolgt und deportiert. Denn es gehört für uns zu den wichtigsten Menschenrechten, keine Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung zu erfahren.  Egal wo – auch in Salzburg. Das ist keine Frage von Ideologie. Diese innere Liberalität, diese Haltung muss eine Gesellschaft haben. Dessen müssen wir uns bewusst sein, und wir werden weiter auch in der Zukunft für die Chancengleichheit aller Menschen, unabhängig deren sexueller Orientierung in unserem Bundesland kämpfen!“ so Djundja.

Danach erzählte Marko Feingold, Präsident der jüdischen Kultusgemeinde von seinen Erfahrungen im KZ Buchenwald und vom dortigen Umgang mit den Homosexuellen Häftlingen. Dr. Kerschbaumer, Historiker vom Personenkomitee für Stolpersteine erläuterte die Schwierigkeiten bei der Ausforschung von Homosexuellen verurteilten. Im Lande Salzburg liefen, laut derzeitigem Stand der Recherchen von Dr. Kerschbaumer, 338 Verfahren nach § 129 – davon gut ein Drittel allein aus der Stadt Salzburg.

Mit GRin Ulrike Saghi wurde der Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart gespannt und Sie erzählte von ihren Erfahrungen als Sozialarbeiterin mit Jugendlichen, deren Schwierigkeiten des Outings und der nachwievor in der Bevölkerung vorhandenen Homophobie

Hierzu Alexander Zwink, Sprecher der Grünen Andersrum: „Salzburg setzt ein bis dato einzigartiges starkes Zeichen zur Erinnerung an eine Zeit, in der Menschen auch in Österreich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ermordet wurden. Gerade jetzt ist es wichtig dies allen wieder ins Gedächtnis zu rufen, damit solche Verbrechen sich nicht wiederholen. In Zeiten steigender Homophobie und einer wachsenden rechten Bewegung ist das wichtiger als jemals zuvor.“ so Zwink.