Liebe Freundin! Lieber Freund!
Freitag, 21. Juli – Unser Jour Fixe am 12. Juli fand diesmal im Rahmen einer Parlamentsführung statt und war ein voller Erfolg. 25 TeilnehmerInnen gingen mit und hatten anschliessend Gelegenheit, mit den Abgeordneten Hannes Jarolim und Bettina Stadlbauer sowie Petra Bayr politischen Smalltalk zu tätigen. Einige gingen auch auf die Besuchergalerie, um die laufende Parlamentsdebatte zu verfolgen. Wir werden in Hinkunft unsere Treffen ähnlich attraktiv gestalten.
Im Parlament konnten unsere TeilnehmerInnen wohl auch von oben den aparten Blondschopf der ÖVP-Abgeordneten Maria Fekter sehen. In einem „Standard“-Interview vor etwa einer Woche konnten wir erfahren, dass in Sachen Homosexuellenproblematik nichts mehr zu tun ist. Sie ortete auch gleich, dass wir mit unseren Gleichstellungsbestrebungen ohnedies „nur an das Geld heran wollen“. Der ganze – an Zynismus kaum zu überbietende und vom „Standard“ unkommentiert wiedergegebene – Artikel zeigt, dass man restriktives Verhalten auch noch steigern kann. Wo Ministerin Gastinger (wir gratulieren ihr herzlich zum Familien-Nachwuchs Max) noch vernünftige Ansätze gezeigt hat, baute Maria Fekter wieder die sattsam bekannte ÖVP-Mauer auf. In Hinblick auf die kommenden Nationalratswahlen kann man nur sagen: Wer schwul, lesbisch, bisexuell oder eine Transgenderperson ist, und ÖVP/Schüssel wählt, ist ein politischer Selbstmörder und fördert aktiv die Homophobie in Österreich!
Damit habe ich mir selber das Stichwort geliefert: Wir stehen im Wahlkampf. Am 1. Oktober ist für uns Homosexuelle ein Stichtag: An diesem Tag wird entschieden, ob in unseren Belangen weiterhin nichts weitergeht, oder ob die von der SPÖ (und von den Grünen) eingeforderten Gleichstellungsmassnahmen endlich auch in Österreich kommen. Es kann nicht sein, dass jeder Fortschritt in unseren Fragen eingeklagt werden, vom Verfassungsgerichtshof entschieden und von der EU (mit alle ihren Gerichtshöfen) eingemahnt werden muss. Unseren Argumenten für die Wahl werden wir einen eigenen Newsletter widmen.
Die SoHo Oberösterreich ist weiter sehr erfolgreich unterwegs. Sie haben den dort in der Landesregierung sitzenden Grünen kräftig auf die Finger geklopft, als diese einen SPÖ-Antrag in Sachen Gleichstellung Homosexueller nicht mitgetragen haben. Die Begründung lautete: Bei der ÖVP (dem Partner der Grünen in Oberösterreich) wäre die Sache ohnedies nicht durchgegangen, also haben sie gleich nicht unterschrieben. Wir unterstellen den Grünen jetzt nicht, dass sie Dinge, „die eh keinen Sinn haben“, von vornherein nicht angehen. Die Grünen muessen sich aber als immer wieder gehandelter möglicher Regierungspartner der ÖVP gefallen lassen, dass wir uns das Schwarz-Grün-Modell in Oberösterreich sehr genau anschauen. Sicherlich ist es auch dem politischen Einsatz der SoHo zu verdanken, dass die HOSI Linz demnächst ein neues HOSI-Zentrum bekommt, noch dazu völlig neu gebaut.
Unsere Homepage hat derzeit unsere laufende Kampagne als Startseite: „Allah hat mich so gemacht wie ich bin“ – „Du gehoerst zu uns“. Dieser unser Beitrag zur laufenden – nicht immer sauberen und geschmackvollen – Integrationsdebatte wurde überall sehr positiv aufgenommen. Man attestierte der SoHo grossen Mut. Also wenn es Mut ist, dass man Menschen akzeptiert, so wie sie sind, ok, dann sind wir halt mutig. Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit. Am meisten aber freut uns, dass wir einiges internationales Feedback bekommen haben, unter anderem aus der Türkei, wo unsere Aussage ein höchst positives Echo gefunden hat. Wir bleiben mit unseren türkischen FreundInnen in Verbindung.
Von 13. – 19. August findet auch dieses Jahr im Europacamp am Attersee das alljährliche Les-Bi-Gay Youth Summermeeting statt. Ich (Günter Tolar), werde am 15. August dort sein, um ein wenig über die Geschichte der Homosexualität (von der ich ja doch immerhin die letzten etwa 52 Jahre recht aktiv miterlebt habe) zu erzählen.
Damit bin ich endgültig beim Sommer angelangt:
Wir wünschen allen einen schönen Urlaub, eine erholsame Zeit und hoffen, dass ihr viel Kraft für den kommenden Herbst tankt.