Homosexualität – ein Thema für die Schulen
Das rot-grüne Aufklärungspaket
Homosexualität ist an Schulen ein tabuisiertes Thema. Selbstverständlich wird über das Lesbisch- oder Schwulsein gesprochen, lieber wird jedoch darüber geschwiegen –insbesondere im Unterricht. Nur wenn ein Lehrer, den man nicht leiden kann, als „Woarmer“ bezeichnet wird, oder der Kugelschreiber „schwul“ ist, weil er nicht mehr schreibt, findet das Thema Erwähnung. Hier Zivilcourage zu zeigen, fällt MitschülerInnen ebenso schwer wie LehrerInnen.
Aus diesem Grund hat sich in Wien eine Zusammenarbeit der Grünen und der SPÖ zum Ziel gesetzt, ein Paket zu schnüren, damit es auch an den Schulen Möglichkeiten gibt, das Thema zu diskutieren. Mit dem Aufklärungspaket sollen Berührungsängste abgebaut werden. Homo- und transsexuelle Jugendliche sollen sich nicht für das schämen müssen, was sie sind. Heterosexuelle Jugendliche sollen erfahren, wozu Ausgrenzung und Diskriminierung führen kann. LehrerInnen sollen sich trauen, einzuschreiten, wenn sie ZeugInnen homophober Gewalt oder Schimpfwörter werden und offensiv über das Thema aufklären. Aufklärung über Rassismus oder Antisemitismus ist erfreulicherweise zunehmend Bestandteil des Unterrichts. Homo-, Bi- und Transsexualität kann ebenfalls ein spannendes Thema für SchülerInnen sein, für heterosexuelle, lesbische, schwule, transidente oder bisexuelle Jugendliche ebenso, wie für Jugendliche, dich sich noch nicht festgelegt haben oder festlegen wollen.
Das Klima an Wiens Schulen soll aufgeschlossen gegenüber allen Lebensentwürfen sein und dies aktiv zeigen.
Das Paket:
- Seminarangebote für LehrerInnen.
Dieses Seminarangebot will LehrerInnen helfen und informieren, wie das Thema Homosexualität ganz selbstverständlich in den Unterricht eingebunden werden kann. Dass homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus etwa gerne verschwiegen werden oder die Liebe Thomas Manns zum eigenen Geschlecht einen erheblichen Einfluss auf seine Werke darstellt, sollte SchülerInnen vermittelt werden.Begonnen wird das Angebot mit Seminaren für GeschichtslehrerInnen. Folgen sollen alle anderen Fächer, in denen Homosexualität erwähnt werden kann und sollte, es aber bisher nicht wird, etwa im Deutsch-, Englisch- und Biologieunterricht oder im Fach „Politische Bildung“.
- Ratgeber und Literatur für Wiens Schul-Bibliotheken
In Kooperation mit dem „Kulturverein Berggasse“ wird jede Wiener Schulbibliothek mit drei themenspezifischen Schulbüchern ausgestattet:Zwei Literatur-Anthologien sowie ein Coming-out-Ratgeber:- „Wenn Jungen Jungen und Mädchen Mädchen lieben – Alles rund um Homosexualität“ von Marie-Luise Kunst (Ueberreuter). Ein Coming Out-Ratgeber, der nicht nur schwulen und lesbischen Jugendlichen sondern auch allen Interessierten alles rund um Homosexualität nahe bringt.- „Sappho küsst die Welt“ herausgegeben von Käthe H. Fleckenstein (Querverlag). 28 Geschichten, u. a. von Lou Abraham, Kitty Tsui, Bia Lowe oder Erzählungen von chinesischen Filipinas zeigen die Realität Lesbischer Liebe auf vier verschiedenen Kontinenten.- „Sodom ist kein Vaterland“ herausgegeben von Dirck Linck (Querverlag). Viele einzelne Geschichten bieten einen literarischen Streifzug durch das schwule Europa. Unter anderem mit Geschichten von Klaus Händl aus Österreich, Gu∂bergur Bergsson aus Island und Frans Kellendonk aus den Niederlanden.
Podiumsdiskussion: „Homosexualität – Ein Thema für die Schule?“
Di., 16. Oktober 2007 18.00 Uhr im Stadtschulrat für Wien, Wipplingerstraße 28, 1010 Wien, Festsaal.
Es diskutieren:
- Univ. Prof. Dr. Max Friedrich (Vorstand Univ.-Klinik für Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters)
- Dr. Elisabeth Buchholtz (Buchautorin und Germanistin, Univ. München)
- Mag. Ute Kienzl (Lehrerin für Mathematik und Physik, Supervisorin)
- Mag. Wolfgang Wilhelm (Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen)
Ausstellung zu Homophobie und die Geschichte von Lesben, Schwulen und Transgenders in Wien
Eine Ausstellung, die den Bogen zwischen Homophobie und Gleichberechtigung, homophober Rap und Regenbogenparade, Verfolgung im Nationalsozialismus und der aktuellen Debatte über die Eingetragene PartnerInnenschaft, spannt. Die Ausstellung soll von SchülerInnen selbst entwickelt werden und an mehreren Schulen Wiens gezeigt werden. Homophobes Klima lässt sich auch an Wiens Schulen nicht abschaffen. Wichtig sind jedoch sichtbare Zeichen und offensive Schritte hin zu einer Schule, die allen einen sicheren Raum zum Leben und Lernen bietet.