Frauenberger und Kickert: Verbesserungen für Transgender Personen

20130214_04Utl.: Broschüre „Trans*Identitäten“ erweitert Beratungsangebot

Wien (OTS) – Die Stadt Wien stellte heute Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation von Transgender Personen vor. Die für Antidiskriminierung zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger saß gemeinsam mit Jennifer Kickert, Gemeinderätin der Wiener Grünen, Alecs Recher (Transgender Europe) und Jo Schedlbauer (Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen, WASt) am Podium.

„Mit dem inhaltlichen Schwerpunkt zu Transidentitäten macht die Stadt dieses Thema ein Stück weit sichtbarer: Transgender Personen sind mit vielen Vorurteilen und Diskriminierungen konfrontiert. In Wien haben wir den eigenen Wirkungsbereich gründlich durchleuchtet und konnten einige Verbesserungen erreichen,“ berichtet Frauenberger.

Dazu gehört, dass es in Wien von nun an ausreicht, bei der Personenstandsänderung ein psychotherapeutisches Gutachten vorzuweisen. Bisher war ein psychiatrisches oder klinisch-psychologisches Gutachten von Nöten, was für viele Betroffene einen höheren Aufwand bedeutet hat. Bei der Vornamensänderung auf einen geschlechtsneutralen Namen ist in Wien ab sofort keine Gebühr mehr zu verrichten, wenn als Begründung unzumutbare wirtschaftliche und soziale Nachteile angeführt werden. Begleitend dazu wird die Wiener Antidiskriminierungsstelle gemeinsam mit der Magistratsabteilung 35 (Einwanderung, Staatsbürgerschaft, Standesamt) Schulungen für alle StandesbeamtInnen durchführen, um gut auf die Situation von Transgender Personen eingehen zu können. Wien hat außerdem mit der letzten Novelle als erstes Bundesland im Gleichbehandlungsgesetz und im Dienstrecht Geschlechtsidentität als Grund für Diskriminierung festgeschrieben, um Rechtssicherheit zu gewährleisten.

„Diese Maßnahmen sind wertvolle Verbesserungen im Verwaltungsbereich. Darüber hinaus gibt es aber eine Reihe an gesetzlichen Veränderungen, für die sich Wien auf Bundesebene einsetzen wird. Denn Geschlechtsidentitäten sind so vielfältig wie die Farben des Regenbogens“, betont Frauenberger.

„Die Stadt Wien fordert vor allem einen neuen rechtlichen Zugang im Namens- und Personenstandsrecht. Pathologisierende Diagnosen dürfen in Zukunft nicht mehr Voraussetzung für eine Änderung des Personenstands sein. Transidentität ist keine Krankheit, die Wahl des Vornamens und der rechtlichen Geschlechtsidentität muss frei wählbar sein“, fasst Kickert die Forderungen zusammen.

In dieselbe Kerbe schlägt Alecs Recher von Transgender Europe aus Zürich: „Trans-Sein macht einen Menschen nicht psychisch krank. Eine stigmatisierende Diagnose und erschwerte oder unmögliche rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität verletzen jedoch nicht nur Grundrechte, sondern erhöhen auch das Risiko für gesellschaftlichen Ausschluss. Argentinien hat die staatliche Anerkennung des Geschlechts auf Basis des einzig sicheren Indikators gesetzlich eingeführt: das Wissen des Individuums, Mann oder Frau zu sein. Diesem Beispiel gilt es zu folgen, wenn die Menschenrechte auch für Transgender Personen umfassend Geltung haben sollen. Denn eine stigmatisierende psychiatrische Diagnose verletzt die Würde des gesunden Menschen.“

Die österreichweit erste Broschüre zu dem Thema „Trans*Identitäten“ wurde ebenfalls vorgestellt, die Basisinformationen zum Thema bietet. „Die Broschüre ist vor allem für das Umfeld von Transgender Personen hilfreich. Hier wird die rechtliche Situation erläutert, über medizinische Behandlungsaspekte aufgeklärt und das soziale Umfeld sensibilisiert“, erklärt Jo Schedlbauer von der WASt.

„Mit diesem Paket tragen wir zur Sichtbarkeit von Transgender Lebensweisen in der Stadt bei und haben Schritte zur Verbesserung der Situation gesetzt. Das Thema wird uns auch in Zukunft begleiten. Ziel bleibt weiterhin, neben dem Engagement der Stadt gegen Homophobie, der Abbau von Transphobie, denn in Wien sollen alle Menschen ihre Lebensmodelle frei wählen können“, so Frauenberger und Kickert abschließend.

Download der Broschüre unter http://www.wien.gv.at/queerwien/pdf/broschuere-transidentitaeten.pdf