Kjaerum präsentiert österreichische Ergebnisse der EU-Studie zur Situation von LGBT-BürgerInnen in Europa
Wien (OTS) – Die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) veranstaltete heute anlässlich ihres 15-jährigen Bestehens eine Fachkonferenz zu den Erfolgen und Herausforderungen kommunaler Antidiskriminierungspolitik. Bei der Pressekonferenz präsentierte Hon.-Prof. Morten Kjaerum, Direktor der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA), die Ergebnisse einer EU-weiten Studie zur Situation von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen: „Die Ergebnisse zeigten, dass sich ungefähr die Hälfte aller Personen im Jahr vor der Umfrage aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert oder verfolgt fühlte, die Auswertung für Österreich ergab eine ähnliche Zahl. Es ist ganz klar, dass auf regionaler, nationaler und EU-Ebene viel mehr getan werden muss, um die Rechte von LGBT-Personen zu fördern und zu schützen, da sie viel zu oft Angst, Isolation und Diskriminierung erfahren.“
„Vor allem die Vorfälle von Diskriminierung in der Schule und am Arbeitsplatz sind ein Auftrag zu handeln“, betont die für Antidiskriminierung zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger. „Hier ist die Politik gefragt, dagegen zu wirken. Die Stadt Wien wird daher in Zukunft ihren Fokus vor allem auf diese Bereiche legen. Die LehrerInnen brauchen das notwendige Werkzeug, um ein Klima frei von Homo- und Transphobie schaffen zu können. Dazu brauchen wir spezielle Schulungen in der LehrerInnenausbildung. Auch am Arbeitsplatz müssen wir durch Sensibilisierung erreichen, dass Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität der Vergangenheit angehören. Hier wird die Stadt Wien die Zusammenarbeit der Unternehmen unterstützen, Vielfalt zu ermöglichen“, kündigt Frauenberger die Arbeitsschwerpunkte der Zukunft an.
„Die WASt besteht seit 15 Jahren als erste – und bislang immer noch österreichweit einzige – Stelle für kommunale LGBT-Antidiskriminierungsarbeit und betreibt Amtliche Buntmachung in der Wiener Stadtverwaltung. Wir können auf wichtige Erfolge zurückblicken, wie das Wiener Antidiskriminierungsgesetz, das den weitestgehenden Schutz in Österreich bietet. 2010 regelte das Wiener Verpartnerungspaket die österreichweit beste Vollziehung der neu geschaffenen Eingetragenen Partnerschaft. Auch in Zukunft werden wir im eigenen Wirkungsbereich etwaige Ungleichbehandlungen bekämpfen“, führt Angela Schwarz, Mitarbeiterin der WASt, aus.
„Darüber hinaus ist es aber auch notwendig, sich für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen einzusetzen. Daher ist die WASt Anlaufstelle für Beratung und Unterstützung. Wir veranstalten auch Schulungen zum diskriminierungsfreien Umgang für die Lehrlinge der Stadt Wien und in der Vergangenheit auch für pädagogische Institutionen. Wir blicken aber auch über unseren Tellerrand und kämpfen österreichweit und international gegen Homo- und Transphobie. Seit heuer sind wir auch Mitglied im Rainbow Cities Netzwerk, das Städte und ihre Antidiskriminierungsstellen europaweit vernetzt“, erklärt Mag.Wolfgang Wilhelm, Mitarbeiter der WASt.
Frauenberger abschließend: „Die Regenbogenfahnen am Rathaus sind kein Fassadenschmuck, sondern ein zutiefst politisches Bekenntnis für die kompromisslose Haltung der Stadtregierung gegen Homophobie und Transphobie, auf das sich die Wienerinnen und Wiener auch die nächsten 15 Jahre verlassen können.“ Ergebnisse der EU-Studie im Detail
Eine von fünf befragten Personen in der EU und Österreich, die im Jahr vor der Befragung einen Arbeitsplatz hatte oder auf Arbeitssuche war, fühlte sich diskriminiert. In jedem der Länder, in denen die Umfrage durchgeführt wurde, hatten zwei Drittel der befragten Personen am Arbeitsplatz negative Kommentare oder negatives Verhalten einer LGBT-Kollegin oder einem LGBT-Kollegen gegenüber miterlebt. In Österreich gaben von den befragten SchülerInnen unter 18 Jahren zwei von drei LGBT-Personen an, dass sie es in der Schule verheimlichten lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender zu sein. Fast 60 Prozent hatten negative Kommentare oder negatives Verhalten in der Schule erlebt, weil sie lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender sind. In der gesamten EU sind Gewalt und Bedrohung/Belästigung an der Tagesordnung. In den letzten fünf Jahren wurden 26 Prozent aller befragten Personen angegriffen oder ihnen wurde Gewalt angedroht. Unter Transgender-Personen erhöht sich diese Zahl auf 35 Prozent. Zwei Drittel vermeiden es mit der gleichgeschlechtlichen Partnerin oder dem gleichgeschlechtlichen Partner in der Öffentlichkeit Hand in Hand zu gehen aus Angst deswegen angegriffen, bedroht oder belästigt zu werden. Drei Viertel der schwulen und bisexuellen Männer gaben diese Antwort.
Die gesamten Ergebnisse der Studie sind unter fra.europa.eu abrufbar.
Alle Informationen zur Fachkonferenz finden Sie außerdem unter: www.queer.wien.at
Bildmaterial zu dieser Aussendung ist in Kürze unter www.wien.gv.at/pressebilder abrufbar.