Betrifft: “Sexuelle Vorlieben spielen keine Rolle” von Dr. Alix Frank-Thomasser; Der Standard, 14. 10. 2003, Seite 11 “Wirtschaft & Recht”
17. 10. 2003 – Wien (SoHo) Mit großer Verwunderung haben wir am Dienstag den Kommentar zum Diskriminierungsschutz Homosexueller gelesen, den der Standard offensichtlich ohne inhaltliche Prüfung abgedruckt hat. Der Artikel ist zum Großteil einfach falsch. Die Umsetzung der EU-Antidiskriminierungsrichtlinien ist sowieso eine sehr komplexe Materie, und da sind solche Fehlinformationen durch JuristInnen besonders ärgerlich. Weder sieht der von uns seit Juli kritisierte Gesetzesentwurf von BM Bartenstein einen Schutz Homosexueller bei der Wohnungssuche noch in anderen Lebensbereichen außerhalb der Arbeitswelt vor. Einzig die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften am Arbeitsplatz wird als minimalst-Erfordernis der EU kommen.
Alle anderen von Dr. Frank-Thomasser angesprochenen Maßnahmen (Schutz bei Wohnungsvergabe, Pflegefreistellung, Sterbekarenz) gibt es in Österreich auf Bundesebene einfach nicht und sie sind LEIDER auch nicht durch den Bartenstein-Entwurf vorgesehen, wie wir in unsere Stellungnahme zum Gesetzesentwurf aufgezeigt haben (nachzulesen auf der Parlamentshompage oder unter www.soho.or.at). Der Schutz bei Wohnungsvergabe wird nur ethnische Minderheiten umfassen. Einzig in der Gemeinde Wien sind solche umfassenden Gleichstellungen für Lesben und Schwule gelebte Praxis und seit April auch in Landesgesetzen verankert! Solche schlecht recherchierten Kommentare sind wir gerade vom Standard, der über dieses Thema im Politikteil bereits umfassend und richtig berichtet hat, nicht gewohnt.
Günter Tolar & Raoul Fortner
SoHo – Sozialismus & Homosexualität
www.soho.or.at
In gekürzter Form abgedruckt in der Printausgabe des Standard vom 28. Oktober 2003, Seite 31