Europaweite LGBTIQ-Studie zeigt außerdem dringenden Handlungsbedarf bei Gewaltprävention, Gesundheit und Bildung
Bereits zum zweiten Mal präsentierte die europäische Grundrechte Agentur (FRA) heute ihren Bericht zur Situation von LGBTIQ-Menschen in Europa. Die Befragung von 140.000 Personen zeigt leider, dass die Fortschritte seit der Vorgänger-Studie von 2012 europaweit eher überschaubar ausfallen.
„Auch Österreich ist leider keine Insel der Glückseligen. Die FRA-Studie zeigt deutlich, dass Schluss sein muss mit den Lippenbekenntnissen und Blockaden – Österreich braucht endlich mutige Gleichstellungspolitik“, so der Vorsitzende der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo, Mario Lindner.
Trotz positiver Entwicklungen in den letzten Jahren zeigt die FRA-Studie nämlich deutlich, wo die Probleme für die LGBTIQ-Community in Österreich liegen. Gerade die Bereiche Gewaltprävention, Bildung und Gesundheit sind noch immer große Problemfelder:
- 39% der Befragten vermeiden Händehalten in der Öffentlichkeit.
- 40% haben in den letzten 12 Monaten Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität erlebt – 20 % allein am Arbeitsplatz.
- 71% haben überhaupt noch nie von LGBTIQ-Themen in der Schule gehört.
- 23% der Befragten verheimlichen ihre sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz.
- 11% der Befragten haben in den letzten 5 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren, 5% allein im letzten Jahr
- 61% glauben nicht, dass öffentliche Stellen etwas gegen Vorurteile oder Intoleranz unternehmen.
- Gerade die Situation von Trans* und intergeschlechtlichen Personen bringt laut der Studie extreme Herausforderungen.
Besonders bezeichnend ist für Lindner aber der Bereich des Diskriminierungsschutzes. Seit Jahren verhindert die ÖVP den gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung im Privatleben für die LGBTIQ-Community (Levelling Up) und auch unter der schwarz-grünen Regierung gibt es dazu keine Änderung.
„Die Studie der Menschenrechtsagentur zeigt Schwarz auf Weiß, dass an diesem Schutz kein Weg mehr vorbeiführt. Niemand kann guten Gewissens gegen den gesetzlichen Diskriminierungsschutz stimmen“, so Lindner. 7% der Befragten wurden bei Wohnungssuche diskriminiert, 21% in Bars oder Restaurants, 10% in Geschäften. Insgesamt 35% der Befragten haben im letzten Jahr Diskriminierungen außerhalb der Arbeitswelt erfahren.
Erst vor Kurzem brachte die SPÖ einen Antrag für den vollen Diskriminierungsschutz ins Parlament. Dieser liegt nun im Sozialausschuss und kann jederzeit beschlossen werden.
„Schluss mit dem Ausweichen und den Lippenbekenntnissen! Wir werden gemeinsam mit der Zivilgesellschaft alles tun, damit dieser Schutz eher heute Realität wird, als morgen. Ich erwarte mir von der Regierung keine Ankündigungen oder Ausreden, sondern Taten – es geht um nicht weniger als die Grund- und Menschenrechte einer ganzen Bevölkerungsgruppe!“, so Lindner abschließend!