Es ist ein immenser Erfolg, dass nach vielen Diskussionen, Verhandlungen und parlamentarischen Anfragen durch uns endlich eine Mehrheit hinter dem Verbot von ‚Homo-Heilern’ in Österreich steht!
– Mario Lindner, SoHo Bundesvorsitzender
Konversions- oder „reparative Therapien“ sind Versuche, die sexuelle Orientierung von Personen zu verändern. Sie gehören zu „Therapie“-Formen, die von internationalen, wie österreichischen Organisationen und Berufsverbänden seit langem abgelehnt werden. Als SoHo kämpfen wir gemeinsam mit der SPÖ seit langem für ein Verbot dieser Praktiken in Österreich. Auch anderswo (z.B. in Malta) sind sie schon verboten, in Ländern wie Deutschland und Großbritannien wird aktuell über ein Verbot diskutiert.
Schon im Jahr 2018 hat unser SoHo-Vorsitzender Mario Lindner daher einen Antrag zum Verbot von Konversionstherapien an Minderjährigen in den österreichischen Nationalrat eingebracht: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/A/A_00558/fname_726931.pdf
In der Juli-Sitzung des Nationalrats kommt dieser Antrag zur finalen Abstimmung. Ein Erfolg bedeutet einen gleichstellungspolitischen Meilenstein und einen wichtigen Schritt vorwärts zum Schutz der LGBTIQ-Community.
Stimmen & Analysen zum Verbot von Konversionstherapien:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde hat in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2013 festgestellt:
- „So genannte Konversions- bzw. „reparative“ Verfahren umfassen alle Versuche durch selbsterklärte oder zertifizierte Therapeutinnen und Therapeuten (bzw. „Helfer“ im weitesten Sinne) und Laien, Homosexualität in asexuelles oder heterosexuelles Verhalten umzuwandeln (Wolf, 2011). Sie vermitteln den Eindruck, dass Homosexualität eine sexuelle Fehlentwicklung bzw. Erkrankung wäre, die durch Interventionen korrigiert werden könnte. Viele internationale Organisationen wie z.B. die American Psychiatric Association oder die American Psychological Association (American Psychological Association, 2000; American Psychiatric Association, 2000) haben sich klar gegen diese Therapieverfahren ausgesprochen (Wagner & Rossel, 2006). Hintergrund sind u.a. Risiken von reparativen Therapien wie z.B. Depressionen, Angsterkrankungen, selbstdestruktives Verhalten bis hin zu Suizidalität (Beckstead & Morrow, 2004; Shidlo & Schroeder, 2002).“
Quelle:https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/23c8aa3e5d35b4fc50d3e5cbb879cb92cce33a2d/DGPPN-Referat_Stellungnahme_zu_Konversionstherapien.pdf
Österreichische Gesellschaft für Psychatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gemeinsam mit der Bundesfachgruppe Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin:
- Beide Verbände sprachen sich im April 2018 in einer Stellungnahme klar gegen derartige Konversionstherapien aus und begründete dies neben menschenrechtlichen Aspekten vor allem durch „die potentiellen Risiken von reparativen Therapien“, die von Verunsicherung und Irritation bis zu psychiatrischen Störungen wie Depressionen, Angsterkrankungen, selbstdestruktivem Verhalten und Suizidalität reichen können.“
Quelle: https://www.oegpp.at/news/aktuelles/detail/news/konversions-bzw-reparative-verfahren-bei-menschen-mit-verschiedener-sexueller-orientierung/
World Medical Organisation (WMA):
- Auch die World Medical Organisation beschloss auf ihrer jährlichen Versammlung 2013, dass Konversions- bzw. „reparative Therapien“ als Verstoß gegen die Menschenrechte zu betrachten seien und als unrechtfertigbare Praktiken „subject to sanctions and penalties“ sein sollten.
Quelle: https://www.wma.net/news-post/wma-condemns-portrayal-of-homosexuality-as-a-disease/
Malta beschloss im Jahr 2016 ein Gesetz, das die Werbung für Konversionstherapie, sowie deren Durchführung an besonders schützenswerten Personen (z.B. Minderjährige) unter Strafe stellte. Großbritannien veröffentlichte im Juli 2018 ein nationales LGBT-Survey, das ergab, dass fünf Prozent der befragten LGBT-Personen mit Konversions- oder „reparativen Therapien“ konfrontiert wurden und zwei Prozent aktiv davon betroffen waren. Formen dieser Praktiken würden demnach von pseudo-psychologischen Behandlungen bis zu Extremfällen, wie Eingriffen und „corrective rape“ reichen. Als Reaktion darauf kündigte die britische Regierung ein Verbot derartiger Praktiken an.
Quelle: https://www.gov.uk/government/publications/national-lgbt-survey-summary-report/national-lgbt-survey-summary-report
Lindner zur Konversionstherapie: Heutige Abstimmung ist wichtiger Schritt für die LGBTIQ-Community!