Utl.: Tolle Stimmung beim „Wählen wir queer“-Fest in Mariahilf
30.09.05 – Wien (SPW) – „In Wien gibt es sehr viele Politikerinnen und Politiker, die von sich aus aktiv auf die SoHo zukommen. Um sich Ideen anzuhören und eigene heranzutragen. Vor allem aber: Um sie in der Folge auch umzusetzen!“, charakterisierte SoHo-Vorsitzender Günter Tolar am Freitag Abend die „neue Wiener PolitikerInnengeneration“.
Diese habe mehr als nur ein offenes Ohr für die Anliegen von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgenders. Dort, wo es aufgrund der Bund-Land-Kompetenzaufteilung möglich sei, Gleichberechtigung zu schaffen, dort tun die Wiener SPÖ-PolitikerInnen es auch. Und eben diese „neuen Politikerinnen und Politiker“ kamen am Freitag Abend trotz kühlem Wetter in großer Zahl zum „Wählen wir queer“-Straßenfest auf den Fritz Grünbaum-Platz in Mariahilf: Die Stadträtinnen Sonja Wehsely und Ulli Sima, Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, die Mariahilfer SPÖ-Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann, Wiens jüngste Gemeinderätin Laura Rudas und viele mehr. Ebenfalls zu Gast: Mag. Johannes Wahala von der Beratungsstelle „Courage“. Veranstaltet wurde das Event von der SPÖ Mariahilf, der SoHo Wien und der SJ Wien. ****
„Mariahilf ist seit Jahrzehnten der schwullesbischste aller 23 Bezirke“, betonte Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann. In der Tat hat Mariahilf enorm viel an schwullesbischen Initiativen, Institutionen und Freizeitmöglichkeiten vorzuweisen: Die schwullesbische Szene blüht im 6. Bezirk. Und: „Mariahilf hat die meisten Beratungs- und Betreuungseinrichtungen aller Wiener Bezirke!“, so Kaufmann mit berechtigtem Stolz. Den Bezirk zeichne ein offenes, tolerantes Klima aus. Institutionen wie die Rosa Lila Villa, die Beratungsstelle Courage, etc. seien aus dem Bezirk nicht wegzudenken. „Hier kann man sich wohl fühlen. Hier hat jeder Platz!“, so Kaufmann. Und dort, wo sie „Gegensätze“ ortet, wo es „irrationale Ängste gegenüber dem Anders Sein“ gibt, dort sucht Kaufmann das Gespräch. Nach dem Motto „Durchs Reden kommen die Leut‘ z’samm“, mit dem Ziel, diesen Ängsten auf den Grund zu gehen. „Sehr oft gelingt’s!“
Frauen- und Integrationsstadträtin Sonja Wehsely, die zudem zuständig für die Wiener Antidiskriminierungspolitik ist, betonte die Vorreiterrolle der Stadt in Sachen Gleichberechtigung. In Wien habe man alles erreicht, was es in diesem Bereich zu erreichen gäbe. Dass es jedoch in Österreich noch immer keine Absicherung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften gebe – mittlerweile beinahe ein Unikum in der EU – sei „inakzeptabel, eine Schande“, übte Wehsely heftige Kritik an der ÖVP-geführten Bundesregierung. Realistisch gesehen werde sich unter dieser Regierung auch nichts mehr an dieser Tatsache ändern. Umso wichtiger sei es, dass die Wienerinnen und Wiener der Schüssel-Politik bei der Wiener Gemeinderatswahl eine Abfuhr erteilen und Bürgermeister Häupl weiter stärken. Unterstützt wurde dieser Aufruf durch Umweltstadträtin Ulli Sima: „Jede Stimme für die SPÖ tut denen im Bund weh!“ Auch Sima strich die hohe Lebensqualität in Wien hervor. Und eben diese mache es zudem aus, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrer Sexualität in Wien gerne leben. „Und wir wollen dieses Wohlbefinden noch weiter steigern!“
Rosen streute Wehsely der Mariahilfer Bezirksvorsteherin. Sie habe in den letzten viereinhalb Jahren enorm viel bewirkt. Die Stadträtin strich neben ihren vielen Initiativen für die schwullesbische Community die Frauenpolitik Kaufmanns hervor: Renate Kaufmann habe bei ihren Maßnahmen und Entscheidungen bewusst die Interessen von Frauen mit einbezogen. Mariahilf sei etwa Vorbild für alltags- und frauengerechtes Bauen. So seien Gehsteige verbreitert worden, ehemals dunklere Stellen im Bezirk zur Steigerung der Sicherheit beleuchtet worden und vieles mehr. Dieses Mariahilfer Modell werde man nun Schritt für Schritt auf ganz Wien umlegen, kündigte Wehsely an.
Kulturstadtrat Mailath-Pokorny ging auf die vielen Aktivitäten in seinem Ressort Kultur und Wissenschaft ein: Er kündigte eine Ausstellung an, welche sich mit der Verfolgung und Diskriminierung Homosexueller während der Nazizeit und den Folgejahrzehnten auseinandersetzt. Die Eröffnung wird am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober 2005 erfolgen. Zudem werde die Stadt Wien am Morzinplatz ein Mahnmal für homosexuelle und transgender Opfer des Nationalsozialismus errichten.
„In Wien können sich die Menschen aussuchen, mit wem, wo und wie sie leben möchten!“, stellte die jüngste Wiener Gemeinderätin Laura Rudas fest. „Wien ermöglicht Vielfalt in jeglichem Sinn. Und: Wien schützt seine Vielfalt, wenn sie bedroht wird!“ Und auch Sandra Breiteneder von der Sozialistischen Jugend Wien strich den Einsatz der Wiener PolitikerInnen für ein „freies gleichberechtigtes Zusammenleben der Menschen“ hervor: „Jeder muss seine eigene Identität selbst wählen können. Und in Wien ist das am besten möglich!“
Auf das Wiener Antidiskriminierungsgesetz ging Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen ein: Dieses sei vorbildhaft, die Wiener Landesregierung schütze alle Minderheiten gleich gut. „Und das ist leider noch immer keine Selbstverständlichkeit!“, so Wilhelm, der für die Wiener SPÖ bei der kommenden Gemeinderatswahl kandidiert.
Der Erlös der bei der Veranstaltung konsumierten Getränke kommt übrigens der Beratungsstelle „Courage“ zu Gute. Deren Leiter Mag. Johannes Wahala erzählte von vielen Erfahrungen, die untermauern, dass trotz offenem Klima in Wien für gleichgeschlechtlich lebende Menschen noch viel zu tun sei. Seine Unterstützung für ihre Wiederwahl sagte Wahala der Mariahilfer Bezirksvorsteherin zu:
„Dieser Bezirk lebt die Vielfalt. Und als politisch unabhängiger Mensch sage ich: Das haben wir einer Frau zu verdanken, nämlich Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann!“