SoHo Wien richtet Solidaritätsschreiben an Studierende

unibrenntLieber Besetzerinnen und Besetzer der österreichischen Universitäten!

Seit Donnerstag vergangener Woche wird das Audimax, der größte Hörsaal der Universität Wien, von Ihnen, nämlich von hunderten couragierten Studentinnen und Studenten, besetzt. In den darauf folgenden Stunden und Tagen haben sie auch Hörsäle in den Universitäten in Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt besetzt oder dort Protestkundgebungen abgehalten. Und gestern fand eine unglaublich beeindruckende Großdemonstration von mehreren zehntausend Menschen in Wien statt.

Die Gründe für das alles liegen klar auf der Hand. Die zum Teil katastrophalen Rahmenbedingungen für Studierende, aber auch für Lehrende gefährden schon seit geraumer Zeit die Qualität der österreichischen Universitäten und damit mitunter auch die Zukunftschancen vieler junger Menschen.

Zugangsbeschränkungen, wie zum Beispiel die Selektion durch Knock-Out-Prüfungen oder Studiengebühren, stehen unserem Grundgedanken des freien, barriere- und diskriminierungsfreien Bildungszuganges völlig diametral entgegen und daher lehnen wir solche ab. Wenn der Herr Bundesminister Hahn gemeint hat, dass es sich derzeit um ‚lokale Proteste’ handeln würde, so hat er sich getäuscht. Genauso wie er sich täuscht, wenn er meint, dass es zu viele Studierende gäbe. Das Gegenteil ist der Fall: zu wenig Studierende und noch wesentlich weniger Studienplätze. Die österreichische AkademikerInnen-Quote liegt weit unter dem OECD-Durchschnitt – und das ist beschämend.

Liebe Besetzerinnen und Besetzer. Sie haben mit Ihrer Courage, ihrem unglaublichen Organisationstalent, mit ihrer Ausdauer und Hartnäckigkeit, aber allen voran mit Ihrem Motto „Widerstand mit Verstand“ bewiesen, dass junge Menschen alles andere als politikverdrossen sind. Vielmehr haben Sie gezeigt, dass man Stande sein kann, innerhalb kürzester Zeit ein Netzwerk aufzubauen und lautstark, sichtbar aber stets mit Vernunft die eigenen Anliegen zu äußern. Wir haben vollstes Verständnis für Ihre Anliegen, denn auch wir fordern barriere- und diskriminierungsfreien Bildungszugang für alle! Viele unserer Aktivistinnen und Aktivisten (manche davon selbst Studierende) unterstützen Ihre Anliegen direkt vor Ort – und das ist auch gut so, denn – noch einmal – auch für uns gilt: barriere- und diskriminierungsfreier Bildungszugang für alle!

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und allen Unterstützerinnen und Unterstützern alles Gute und verbleiben

mit lieben Grüßen

Peter Traschkowitsch (Landesvorsitzender), Dominik Mungenast (Stv. Landesvorsitzender),  Angelika Frasl (Stv. Landesvorsitzende), Manfred Schütz (Sprecher für Menschen mit Behinderung)

Schreiben an die Studierenden (PDF)